Pandora – ein Planet voller Schlitzohre, Gauner und Verrückter. Doch was passiert, wenn der Wahnsinnigste von allen nach der Macht greift? Borderlands 2 ist die Geschichte von Handsome Jack und seiner Gegner, den Kammer-Jägern. Eine inzwischen recht bekannte Story von Gearbox, die Iron Galaxy Studios nun auch auf die PS Vita bringt. Wie sich die Handheld-Version schlägt, lest ihr in unserem Test!
Diese Bretzeln schmecken eklig…
Fünf Jahre ist es her, seitdem die ersten vier Kammer-Jäger Roland, Lilith, Brick und Mordecai die erste Kammer in der Hoffnung öffneten, ihre verborgenen Schätze zu bergen. Leider entpuppte sich der Inhalt als ein gewaltig großer außerirdischer Mutant. Dessen Tod jedoch zogen einige Veränderungen nach sich: Plötzlich wurde Pandora reich an einem neuen Bodenschatz. Eridium, wie es sich nannte, entwickelte sich zu einem wertvollen Baustein in Pandoras florierender Waffenproduktion, bis Handsome Jack, der Chef der Hyperion Corporation die Kontrolle über das Eridium übernahm – und mit dessen Macht den ganzen Planeten unterdrückte. Einzig die Stadt Sanctuary leistet ihm nach wie vor Widerstand. Jack sendet kurzerhand 6 neue Kammer-Jäger aus, um nach einer zweiten, noch viel größeren Kammer zu fahnden. Doch die Zugfahrt auf Handsome Jacks Kosten geht nicht so von statten wie gedacht…
So findet man sich also in der eisigen Tundra wieder. Schwer verletzt, aber am Leben, und kann Serienveteran Claptrap gerade noch daran hindern, den eigenen Körper mit den anderen Leichen zu verscharren. Von hier aus beginnt das große Abenteuer, das einem im Verlauf der Handlung praktisch über den ganzen Planeten führt. Es warten Wüsten, Eistäler, Städte, Höhlen und das Hochland darauf erkundet zu werden. Zwar gibt es eine Hauptstory, der man folgen kann, aber Borderlands 2 ist gespickt mit zahlreichen Nebenaufgaben. Die Geschichte selbst ist mit ein paar Ausnahmen relativ vorhersehbar, lebt aber vor allem dank ihrer Charaktere und ihrer Eigenarten. Da wäre z.B. Sir Hammerlock, ein ehrenwerter Großwildjäger, der auf seinen Reisen einen Arm und ein Bein verlor und sie durch Roboterprothesen ersetzte. Oder die hyperaktive Bombenbauerin Tiny Tina, die eine überraschend düstere Hintergrundgeschichte zu ihrem Charakter hat. Und dann ist da natürlich Handsome Jack selbst, der einem ständig unter die Nase reibt, wie weit er gehen würde, nur um einen umzubringen. Man liebt es ihn zu hassen. Und die Autoren geben einem verdammt viele Gründe für ihn Hass zu entwickeln. Neben den ganzen neuen Charakteren gibt es auch zahlreiche Wiederkehrer: Scooter, Mad Moxxie, Dr. Zed und Marcus Kincaid sind nur eine kleine Auswahl. Auch für Easter Eggs, popkulturelle Anspielungen und Geheimnisse ist massig Platz. Mehr noch: Entdeckung und Erkundung lohnt sich, denn man wird mit sogenannten Badass-Punkten belohnt. Diese Punkte kann man eintauschen, um permanente Verbesserungen für alle seine Charaktere zu erwerben.
Keine Ruhe für die Gerissenen
Auf der PS Vita stehen direkt 6 verschiedene Charakterklassen zur Verfügung: Die neue Sirene Maya, Commando-Soldat Axton, Gunzerker Salavador, der mysteriöse Roboter-Ninja Zer0, die tüftelnde Mechromancerin Gaige und der wahnsinnige Psycho Krieg. Jeder von ihnen hat im Umgang mit Waffen seine eigenen Fertigkeiten. Axton z.B. stellt als zusätzliche Hilfe einen Geschützturm auf, Krieg hat eine mächtige dicke Kampfaxt, mit der er seine Feinde massakrieren kann und Gaige lässt ihren Roboterbegleiter Deathtrap für sich kämpfen. Die Spielweise entscheidet sehr, wie gut man im Umgang mit dem bevorstehdenen Gefahren ist, denn auch wenn Borderlands 2 wie ein einfacher Shooter aussieht: Es ist in Wirklichkeit ein RPG. Waffen verursachen je nach Bauart auch Elementar- oder Explosivschaden und bieten Verbesserungen für Feuerrate, Genauigkeit und natürlich Schaden. Diese Werte werden zusätzlich über die Talentbäume jeder Klasse beeinflusst. Sogar Modifikationen für Schilde und Granaten gibt es, ebenso wie farblich unterschiedliche und austauschbare Kopfbedeckungen für kosmetische Veränderungen.
Die Hauptkampagne selbst kann man in rund 8 Stunden abschließen – wenn man wirklich gut ist. Denn eigentlich sollte man auch die Nebenaufgaben erledigen, um entsprechend geskillt und gelevelt zu sein. Wer die Hauptkampagne einmal abgeschlossen hat, darf sich im Wahren Kammer-Jäger Modus, dem Neues Spiel+, mit ganz neuen Gegnermodifikationen und Taktiken messen. Und wer dann immer noch nicht genug hat, kann sich ja mal als Ultimativer Kammer-Jäger versuchen. Selbst danach gibt es noch eine Steigerungsform mit der Herausforderung von Digistruct Peak, doch dieser DLC ist für Vita leider (noch) nicht verfügbar.
Bekannt geworden ist Borderlands natürlich auch für seinen fließenden Umgang mit kooperativen Gameplay. Jederzeit kann ein anderer Spieler der Sitzung beitreten, sowohl lokal als auch Online und die Gegner werden entsprechend der Spieler angepasst. Leider macht die Vita-Fassung hier einige Abstriche, denn 4 Spieler Co-Op ist leider nicht möglich. Stattdessen muss man mit 2 Spielern Vorlieb nehmen. Leider ist das nicht der einzige Bereich, wo man auf Dinge verzichten muss…
Wieso Umtausch? Funktioniert doch!
Da wäre zunächst einmal die Grafik. Borderlands 2 sah schon auf Konsolen nicht sehr gut aus, aber auf Vita sind die Auswirkungen noch viel gravierender. Texturen wirken kahl und detailarm, Effekte beim Schießen sind sehr eingeschränkt und als ob das noch nicht schlimm genug wäre, quält sich die Vita auch noch schwer die 30 fps zu halten. Es ist nahezu konstant am ruckeln.
Eine gute Performance sieht jedenfalls anders aus. Immerhin ist die Musikqualität ok und die Soundeffekte sind alle vorhanden – das heißt, wenn die Musik nicht plötzlich aussetzt und erst nach einem Zonenwechsel oder dem Ende einer Zwischensequenz weiter läuft. Ich bin mir nicht sicher warum, aber als jemand, der Borderlands 2 auf PC und PS3 mehrmals durchgespielt hat, fiel mir außerdem sofort auf, dass viele Dialoge neu aufgenommen worden sind – allerdings, ohne die deutschen Untertitel auszutauschen. So liest man ständig einen Dialog, der so nicht mehr vorhanden ist.
Doch der Punkt, welcher der Vita-Version das Genick bricht, ist die Steuerung. Aufgrund der fehlenden Eingabemöglichkeiten sind zahlreiche Funktionen auf die beiden Touchscreens verlegt worden. Sprinten und Nahkampfangriff liegen hinten auf der Vita, während Sniper-Zoom und Granaten auf der Vorderseite sind. Das Problem dabei: Gerade auf die Rückseitentouchpad aktiviert man ständig einen unnötigen Nahkampfangriff während man das Gerät hält oder wenn es wirklich nötig ist, reagiert die Steuerung einfach nicht. Es ist zum Haare raufen, besonders da einige Klassen dringend auf präzise Nahkampfangriffe angewiesen sind. Daran kann man auch nichts ändern. Steuerungsoptionen fehlen nämlich größtenteils und lassen sich nur über eines von drei Profilen verändern, wovon eines für Linkshänder ist. Entweder man gewöhnt sich von selbst dran oder gibt entnervt auf.
Einen dicken Pluspunkt muss man Borderlands 2 auf Vita aber geben: Inhaltlich muss man auf nichts verzichten. Tatsächlich ist Borderlands 2 in seiner Komplettheit auf der Vita spielbar. Nicht nur das: Geabox liefert sogar rund drei Viertel des veröffentlichten DLCs direkt mit. So kann man nach dem Abschluss der Hauptkampagne noch in zwei weiteren Episoden mit Captain Scarlett auf Schatzsuche gehen oder sich in einem Turnier des Waffenproduzenten Torque mit anderen messen. Außerdem darf man seinen Charakter bis auf Level 61 hochstufen. Irritierend ist, dass die beiden anderen Episoden, Sir Hammerlock’s Big Game Hunt und Tiny Tina’s Assault on Dragon Keep, nicht im Lieferumfang enthalten sind. Andererseits sind beide auch noch nicht als DLC kaufbar. Es ist daher denkbar, dass an diesen Episoden noch gearbeitet wird, um sie später nachzureichen.
Es gibt eine Crosssave-Fähigkeit, mit der man seinen Spielstand von PS3 auf Vita transferieren kann um dort weiterzuspielen, sowie eine gemeinsame Trophäenliste für beide Systeme. Auf Crossplay muss man leider verzichten – wie leider so vieles auf dem Handheld.