Nach mehreren Verschiebungen ist es nun so weit. James Bond ist nach sechs Jahren Pause wieder im Kino zu sehen. Daniel Craig macht sich in „Keine Zeit zu sterben“ ein letztes Mal auf, die Welt zu retten. Schließlich hat der Brite schon lange zuvor bekannt gegeben, zukünftig nicht mehr für die Rolle zur Verfügung zu stehen. Doch dieses Mal geht es um noch viel mehr.
Die mittlerweile 25 offiziellen Bond-Streifen haben bereits in der Vergangenheit hohe Standards gesetzt. Das betraf nicht nur die atemberaubenden Actionszenen, wie beispielsweise den einzigartigen Fallschirmsprung vom Eiffelturm in Paris, sondern auch die spektakulären Drehorte. Diese machen bis heute den Reiz der Agentenfilme mit aus. Auch in „Keine Zeit zu sterben“ überzeugt die italienische Stadt Matera als Location vollauf, wenn Daniel Craig in seinem Aston Martin durch die engen Straßen und Gassen rast. Bisher kannten Filmfans die Stadt lediglich aus Mel Gibsons Film Die Passion Christi.
Der Endgegner ist eine chinesische Komödie
Doch der Geheimagent ihrer Majestät kann noch viel mehr. Als Meister aller Klassen bewies er bereits im Debüt von Daniel Craig seine Fähigkeiten am Pokertisch. Die rund 20 Minuten lange Szene in „Casino Royale“ machte den Film zu einem der besten Blockbuster, die sich mit Poker beschäftigen. Es sind eben genau diese Momente, in denen sich 007 mit seinem Gegner Le Chriffre misst, die den Spannungslevel auf einen neuen Höhepunkt treiben. Doch diesmal bekommt es James Bond am Filmmarkt mit einem ungewohnten Gegner zu tun.
Denn die Kinowelt steht in diesem Jahr Kopf. Schon seit einiger Zeit hat sich China als zweitgrößter Markt weltweit etabliert, doch nun steht das Reich der Mitte kurz davor die USA zu überflügeln. An der Spitze der diesjährigen Kinocharts thront nicht wie gewohnt ein Film aus dem Hause Marvel, sondern eine Komödie mit dem Namen „Hi Mom“. Jia Ling spielt die Hauptrolle der Jia Xiaoling in diesem chinesischen Film, der seit Februar alle Rekorde bricht.
Zeitreise vs. Agentenfilm
Im Konkurrenzstreifen reist die Hauptdarstellerin 40 Jahre in der Zeit zurück und wird zu einer engen Freundin ihrer bereits verstorbenen Mutter. Angetrieben von dem Wunsch eine bessere Tochter zu sein, tut sie alles, um ihrer Mutter ein gutes und erfülltes Leben zu ermöglichen. James Bond hatte in seiner fast 60-jährigen Geschichte schon zahlreiche harte Gegner, doch diesmal könnte er sich an Jia Xiaoling in „Hi Mom“ die Zähne ausbeißen.
Schon zahlreiche Filmhits mussten in dieser Kinosaison eine Niederlage im Kampf gegen Jia Xiaoling einstecken. Weder „Black Widow“ noch „Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings“ konnten dem Superhit aus China im weltweiten Boxoffice gefährlich werden. Das hat mehrere Gründe. Einerseits spielten die Filme bei weitem nicht so viel ein, wie man es von Marvel-Blockbustern eigentlich gewohnt ist, andererseits gingen die Streifen in China gar nicht an den Start. Doch selbst wenn dies gelungen wäre, hätten die Einspielergebnisse voraussichtlich nicht ausgereicht, um „Hi Mom“ gefährlich werden zu können.
Rettet James Bond die westliche Kinowelt?
Derzeit ist der Film mit einem weltweiten Einspielergebnis von 822 Millionen Dollar der finanziell erfolgreichste Film des Jahres. Dahinter folgt mit Respektabstand der neunte Teil von „The Fast and the Furious“ und mit „Detective Chinatown 3“ ein weiterer Hit aus China. Nun liegt es an James Bond den Titel für den erfolgreichsten Film des Jahres zu erobern.
Die Chancen dafür stehen gar nicht so schlecht. Immerhin hat der Geheimagent im Dienste ihrer Majestät mit „Skyfall“ finanziell erstmals ein neues Kapitel in seiner langen Geschichte aufgeschlagen. Das Meisterwerk der Daniel-Craig-Serie überschritt mit einem Einspielergebnis von 1,1 Milliarden Dollar erstmals die magische Grenze von einer Milliarde. Der Nachfolger „Spectre“ erreichte mit 880 Millionen Dollar immerhin noch das zweitbeste Ergebnis der James-Bond-Geschichte.
Enttäuschender Start in den USA
Nun liegt es an „Keine Zeit zu sterben“, diese Erfolge zu wiederholen. Die ersten Zahlen geben Anlass zu Hoffnung, dass diese Übung gelingen könnte. Das neueste James-Bond-Abenteuer startete zeitversetzt in den verschiedenen Weltmärkten und steht nach rund zwei Wochen bei einem Einspielergebnis von 314 Millionen Dollar. Rechnet man dieses Ergebnis anhand des Multiplikators von „Spectre“ hoch, dann bekommt Daniel Craig alle Hände voll zu tun, um dieses Ziel zu erreichen.
Sollte er scheitern, dann wird dies auch am Erfolg in den USA liegen. Dort bleibt „Keine Zeit zu sterben“ deutlich unter den Erwartungen. Während manche Analysten vor dem Kinostart schon von einem Einspielergebnis von rund 90 Millionen Dollar am ersten Wochenende träumten, wurden es am Ende lediglich 55 Millionen Dollar. Der neue Eigentümer der Marke, der Konzern Amazon, wird die weiteren Entwicklungen sicherlich genau beobachten. Schließlich hat man dort für die MGM-Filmstudios 8,45 Milliarden Dollar bezahlt. Angesichts dieser Ausgangslage steht Daniel Craig in seiner Rolle als James Bond noch einmal vor einer großen Herausforderung. Die nächsten Wochen werden zeigen, ob er dieser gewachsen ist.