Das Multiversum ist bedroht – und nur man selbst kann die Vernichtung der Existenz aufhalten. Echo Prime von Robot Entertainment ist ein Weltraumabenteuer mit Wurzeln auf iOS. Kann die neue PC-Version ebenfalls überzeugen? Lest es in unserem Test!
Der Weltraum. Unendliche Weiten.
Wer eine zusammenhängende Geschichte sucht, der wird leider enttäuscht werden. Öde Texttafeln erklären zu Beginn die Situation und das man gezwungen ist einzugreifen. Das ist alles. Keine Zwischensequenzen, keine Sprachausgabe – die Geschichte von Echo Prime ist nur ein Aufhänger für eine Reise, die über 50 Charakterlevel und Dutzende Kampagnen beinhaltet.
Was schade ist, denn etwas Substanz hätte man dem Spiel schon gewünscht. Durch die magere Präsentation geht leider vielversprechende Atmosphäre verloren.
Renegat Zwei ist die Steuerung
Im Grunde spielt man Echo Prime ausschließlich mit der Maus, die den Finger auf dem Mobile-Display ersetzt. Gegner werden angeklickt zum Angreifen. Bewegen tut man sich durch Klicks in die entsprechende Richtung. Zum Glück reicht ein lang anhaltender Klick für eine kontinuierliche Bewegung aus. Angriffe blocken kann man mit der rechten Maustaste und Ausweichen tut man durch einen gehaltenen Klick in eine Richtung – was auf dem Touchscreen dem “Swipen” entspricht. Auf dem PC versuchte Robot Entertainment das auszugleichen, in dem sie Ausweichen fest auf die Tastatur verlegt über WASD – mit einem Schönheitsfehler: Das “Swipen” mit der Maus lässt sich dennoch nicht deaktivieren, was besonders im Eifer des Gefechts zu einigen höchst ungewollten Manövern führen kann.
Andererseits muss gesagt werden: Gerade weil es ein Spiel für iOS war, wäre es ein Fehler, Echo Prime an einem Stück durchzuspielen. Denn das Spiel lebt vor allem durch das Sammeln von Ausrüstungsgegenständen und Fähigkeiten, sogenannten Echos. Diese erhält man als Belohnung für Missionen und kann vor dem Kampf frei entscheiden, wie man sich konfigurieren möchte. Je nach Charakterlevel kann man bis zu 4 verschiedene Echos mitnehmen, die passive und aktive Fähigkeiten bereithalten, mit denen man seine Gegner bekämpfen kann. Doch damit nicht genug: Hat man alle primären Echos ausgewählt, darf man noch ein zusätzliches Echo mitnehmen. Dieses letzte Echo wird von einem weiteren Spieler von Echo Prime für die Mission “ausgeliehen” und derjenige erhält zum Dank für seine Hilfe einen Teil Erfahrungspunkte oder Credits für weitere Gegenstände.
Fähigkeiten können also nicht nur selbst aufgestuft werden. Man kann es auch von anderen für sich machen lassen. Natürlich gibt es auch Optionen, mit denen direkte Steam-Freunde bevorzugt behandelt werden. Ansonsten werden aus dem gesamten Spielerpool 3 Zufallsspieler ausgesucht und mit Echos ausgestattet. Dieses Echo-System und der Fakt, dass auch täglich jedes einzelne einmal doppelt zählt sorgt für einiges an Variationsmöglichkeiten und lässt den Spieler mit den Kombinationen experimentieren.
Das wird eine lange Nacht
Die Reise durch das Universum zieht sich über 5 Raumsektoren, die jeweils in mehrere Unterkampagnen eingeteilt sind. Jede Kampagne verfügt hierbei über ein anderes Set an Gegnern: Mal sind es Söldner, mal Außerirdische oder Weltraumpiraten. Manchmal wartet am Ende ein Boss, manchmal nicht. Das ist die Sache mit den zufallsgenerierten Missionen. Vorhersehen lässt sich der Aufbau nicht. Die Story-Missionen sind zwar von Anfang an spielbar, aber dadurch, dass viele jeweils einige Levels höher als das Einstiegslevel gehalten sind, wird man regelrecht dazu gezwungen, die Nebenkampagnen zu machen, auch wenn man das vielleicht nicht möchte. Dadurch streckt sich das Spiel künstlich – enorm. Und trotz das zufallsgenerierten Levels stellt sich nach einigen Stunden schon eine gewisse Eintönigkeit ein.
Im Grunde sind alle Levels ähnlich aufgebaut: Man läuft von links nach rechts, mäht dabei alle Gegner in seiner Laufrichtung nieder und betritt dann den nächsten Abschnitt. Nur selten zeigt sich ein gewisser Grad der Variation, wenn man für einen Außerirdischen lebende Testexemplare einsammeln soll, man einen Aufzug nach oben fährt und sich gegen einstürmende Gegner erwehrt oder in eine Arena geworfen wird um zu überleben.
Dieser Grad der Eintönigkeit zieht sich auch durch die Auswahl an Gegnern. Nach knapp anderthalb Stunden hat man jeden normalen Gegner des Spiels schon etwa 10mal gesehen. Einzig die Bosse bringen da noch Abwechslung rein. Immerhin sind diese Kämpfe fordernd und wollen mit gutem Timing angegangen werden. Spätestens hier sollte man sich also gut mit der Steuerung auskennen.
Keine Fehler auf dem Maschinendeck
Technisch gesehen ist Echo Prime ein solides Spiel. Weder habe ich während meines Tests irgendwelche Abstürze noch andere Bugs gehabt. Die Grafik ist leider ziemlich einfach gehalten und es fehlen für den PC-relevante wichtige Optionen wie eine bessere Anpassung der Details, aber da muss man bei einem Port von iOS wohl zwangsläufig Abstriche machen. Sound-technisch ist die Kulisse auch eher gewöhnungsbedürftig. Immerhin ist die Musik ok und sogar im Lieferumfang des Spiels enthalten. Das Problem liegt eher daran, dass Echo Prime so verdammt lang ist, dass die beste Musik nicht lang genug zu unterhalten weiß.
Was aber wirklich sehr schade ist: Wieso verfügt der PC-Port nicht über einen Co-Op Modus? Mit ein wenig Spielerei hätte man hier locker ein schönes, schnelles und herausforderndes Spiel schaffen können, dass sich in kleinen Dosen gute miteinander und gegeneinander spielen lassen würde. Man zieht gemeinsam gegen Gegner ins Feld, streitet sich um Punkte, erhält im gleichen Maß Belohnungen (der Sieger bekommt etwas mehr). Es ist nicht vertretbar, dass man auf dem PC auf solch eine Möglichkeit verzichtet. Robot Entertainment hat sogar selbst mit Orcs must Die! 2 ein tolles Beispiel für kooperatives Spielen geschaffen.