Der Omnibussimulator 2, kurz OMSI 2, zeigt auf, dass der Alltag eines Busfahrers alles andere als entspannt ist: Ein strenger Zeitplan, unachtsame Verkehrsteilnehmer, technische Komplikationen und freche Fahrgäste können die Nerven ziemlich strapazieren. Trotzdem schlagen wir uns durch den OMSI 2.
Am 12. Dezember 2013 erschien der neue Teil des OMSI. Der erste Teil, welcher am 10. Mai 2012 erschien, hat tausende Busfahrerfreunde in den Bann gezogen. Aerosoft und MR-Software präsentieren nun den zweiten Teil. Was genau im zweiten Teil anders ist, wo die Stärken und Schwächen liegen und ob es eine Kaufempfehlung gibt, lest ihr hier im Test!
Willkommen, Berlin!
Beim Kauf des Simulatoren sind zwei Karten standardmäßig dabei. Auf der Karte Grundorf, welche ein kleines und ruhiges Dörfchen, umgeben von großen Feldern und weiten Wiesen, darstellt, kommt man in das Spiel hinein, lernt die Basics kennen, spielt das Tutorial, sofern man denn möchte und kann direkt seine erste Bustour starten. Eine einzige Linie verknüpft die wenigen Haltestellen in dem friedvollen Dörfchen, welche vom Bauernhof zum Ortskern, dem Krankenhaus, führt. Das Einzigartige beim OMSI ist, dass es schön alt aussieht – aber gewollt! Denn der gesamte Simulator spielt sich in der Zeit um 1986 bis 1994. Für Fans der alten Schule also auf jeden Fall ein Muss!
Aber nicht nur Grundorf, die Einsteigerkarte, ist dabei, sondern auch Berlin-Spandau. Hier geht es dann erst richtig los: Viele Linien, viel Verkehr, viele Menschen und viele Herausforderungen, die der Busfahrer bzw. die Busfahrerin überwinden muss. Ist die Heizung richtig eingestellt? Ist es warm genug im Bus? Funktioniert die Technik? Ist die Beschilderung richtig? Ist das Licht an? Sind die Scheibenwischer (sofern es regnet oder schneit) angeschaltet? Ist das Licht im Bus angeschaltet? Ist das IBIS (Integriertes Bordinformationssystem) korrekt eingestellt? Ist die Kasse funktionstüchtig? Bin ich in einer guten Zeit? All das sind Fragen, die sich der bzw. die Fahrer/in stellen muss, denn wenn auch nur wenige Kriterien nicht vollkommen erfüllt sind, so kriegen wir sofort Rückmeldung von unseren Fahrgästen.
Die Fahrgäste machen, für mich, den Charme am Game aus. Während sie am Anfang und beim Einsteigen noch freundlich einen schönen guten Morgen oder Tag wünschen, so kann die Freundlichkeit schnell zur Boshaftigkeit werden, denn unsere Fahrgäste sparen nicht mit sarkastischen und zynischen Kommentaren. Von netten Fragen wie “Haben Sie den Führerschein gewonnen oder was?” bis hin zu “Fahrschule ist ja nichts dagegen” müssen wir uns als Busfahrer alles gefallen lassen. Aber nicht nur über den Fahrstil, welcher in der Fahrerakte des Spielers dokumentiert wird, wird genörgelt, sondern auch über das Kassieren.
Deutsche Mark
Am Kassierertisch des Busses muss man schnell sein, denn wenn man zulange mit dem Herausgeben eines Tickets wartet, beschwert sich der Fahrgast und fragt, ob es denn auch schneller geht. Das Gleiche passiert uns, wenn wir aus Versehen zu wenig Rückgeld, zu viel Rückgeld oder ein falsches Ticket ausgeben. Perfektion ist hier gefragt. Aber keine Sorge: Einsteiger können in den Optionen, welche auch Ingame erreichbar sind, den Ticketverkauf und viele weitere Optionen individuell einstellen. Wer erstmal warm werden möchte, der kann den Ticketverkauf auf “einfach” stellen und kann dann sorgenlos die nervigen Fahrgäste bedienen. Das reicht denen aber noch längst nicht. Ist es zu dunkel oder du kalt hageln wieder Beschwerden über uns hinein. Neu sind Kinder (Junge und Mädchen) und eine ältere Dame als Fahrgäste. Alle drei verfügen über eine Sprachausgabe – eine tolle Neuerung! Ob man auf die Wünsche der Fahrgäste eingeht oder ob man diese vollkommen ignoriert spiegelt sich in der Fahrerakte wider. In den Bereichen Fahrgastkomfort und Fahrscheinverkauf werden in Prozentangaben die Zufriedenheit der Passagiere dargestellt. Zufriedenheit und Fahrstil sind aber nur nebensächlich, denn entscheidend ist vor allem der Zeitplan.
Quer durch Berlin
10 Linien führen durch Berlin. Interessant ist, dass man auch an den Buslinien und Bussen den Wandel in der damaligen Zeit erkennt. Ursprünglich war die Linie zwischen U Ruhleben und Spandau Nervenklinik die 5, ab dem 2. Juni 1991 ist es die Linie 130. Insgesamt gibt es vier ursprüngliche Linien vor dem Wandel, eine Expresslinie mitten in der Zeit, sowie fünf weitere Linien nach dem Wandel. Der Simulator legt großen Wert auf Realismus und Details. Nicht nur die Geschichte Berlins wurde konkret wiedergegeben, sondern auch die Umgebung und Umwelt Berlins.
Bereits im Vorgänger, welcher die Karte Berlin und Grundorf bereits beinhaltete, konnte man die Realität sehr gut an dem Spiel abchecken. Das haben einige YouTuber gemacht (bspw. Harald Fränkel). Man kann die Gemeinsamkeiten zwischen Realität und Spiel sehr gut sehen – ein großer Pluspunkt! Das der Simulator großen Wert auf eine realistische Umsetzung legt sieht man auch am Bus selbst. Es gibt zahlreiche Auswahlmöglichkeiten bei der Auswahl eines Busses nach Typ, Hersteller und Farbe, eventuell mit Werbeplakaten von damals. Jeder Bus verfügt über eigene Spezifikationen und Einstellungen.
Kalter Winter und warme Sommer
Wie bereits im ersten Teil kann man auch hier wieder das Wetter einstellen. Man hat die Wahl zwischen Bodennebel, Schmuddelwetter, sommerlich, starker Schneefall und überfrierender Nässe. Klar ist, dass alle Wetteroptionen direkten Einfluss auf das Spielgeschehen haben: Beim starken Schneefall oder überfrierender Nässe schlittert der Bus bzw. bricht leichter aus als beim sommerlichen Wetter. Nachtfahrten sind auch möglich. Nicht vergessen: Licht im Bus anschalten, denn sonst meckern die Fahrgäste, dass es zu dunkel sei.
Viele Fehler und wenig Hilfe
Das klingt alles schön und gut, doch leider ist der Simulator nahezu unspielbar. Am 2. Januar 2014 wurde der erste Patch für das Spiel, das übrigens über Steam läuft, veröffentlicht (wir berichteten). Trotzdem hat dieser Patch nicht alle Probleme entfernt. Nutzer beklagen sich auf diversen Plattformen und Foren über massive Probleme wie hüpfende Busse, unsichtbare Fahrgäste, ewige Spielabstürze, schlechte Performance und plötzliche Grafikfehler im Spiel. Hinzu kommt, dass man Inhalte wie Maps und Busse, die man kostenlos im Internet herunterladen und installieren darf, nicht hinzufügen kann. Die Entwickler kündigten an, dass der OMSI 2 “100% abwärtskompatibel” ist. Davon merkt man zum jetzigen Stand nichts. Entweder hängt sich das Spiel beim Hinzufügen neuer Inhalte auf oder es kommen neue Fehler ins Spiel hinzu.
Wann ein weiterer Patch erscheint ist unklar. Das offizielle Forum ist seit Tagen offline und nicht erreichbar. Fakt ist, dass das Spiel, praktisch seit Release, bei einigen Nutzern unspielbar ist. Glücklicherweise bin ich auch betroffen, allerdings sind die Bugs bei mir nicht so gravierend wie bei den anderen Spielern. Die Tatsache, dass bislang aber kein vernünftiger Patch erschienen ist, ist beschämend.