Microsoft will Activision/Blizzard, Publisher von Call of Duty und World of WarCraft, für eine Rekordsumme übernehmen. Nur die Kartellämter stehen noch im Weg.
Es ist ein Paukenschlag für die Spieleindustrie: Microsoft kündigt an, Activision/Blizzard für 68,7 Milliarden US-Dollar zu übernehmen. Damit wüchse Microsoft auf einen Schlag um tausende Mitarbeiter*Innen an und übernähme zahlreiche erfolgreiche Spiele und Reihen. Wird der Kauf abgeschlossen, sind Call of Duty, Call of Duty: Warzone, World of WarCraft, Diablo, Overwatch, Hearthstone, StarCraft, Spyro, Crash Bandicoot und mehr in Zukunft Microsoft Marken.
Die Unternehmensstrategie der Teilunternehmen Activision und Blizzard könnte sich unter Führung Microsoft massiv ändern, wodurch beispielsweise ein neues WarCraft, StarCraft oder gar ein neues MMORPG wieder in den Bereich des Möglichen rücken würden. Andererseits wirft die Übernahme die Frage auf, wie viele Spiele und welche Marken in Zukunft exklusiv in Microsofts Ökosystem, das heißt nur noch auf den Xboxes und auf dem PC, erscheinen werden.
Andererseits bedeutet die Übernahme eine weitere Konsolidisierung des Spielemarktes durch einen Softwareriesen, der bereits Zenimax, sprich den Mutterkonzern von Bethesda, geschluckt hat.
Übernahme in mitten von Skandalen
Davon abgesehen hieße die Übernahme gelinde gesagt: Activision/Blizzard ist jetzt Microsofts Problem, wie Vice treffend beschreibt. In den vergangenen Monaten und Jahren sind sowohl Blizzard als auch Activision immer wieder für Fehlverhalten, sexueller Belästigung und Übergriffen von Führung und Angestellten in den Schlagzeilen gewesen. Gerade ganz aktuell befinden sich viele Mitarbeiter*Innen des CoD-Studios Raven Software in einem Streik, der bereits 7 Wochen andauert und, den Activision/Blizzard augenscheinlich vehement versucht auszusitzen.
Microsoft nimmt in den offiziellen Mitteilungen zur Übernahme nicht eindeutig Stellung zu den Skandalen von Activision/Blizzard, gelobt aber seine eigenen Standards für Inklusion sowie Würde und Respekt gegenüber Personen auch auf Activision/Blizzard anwenden zu wollen.
„Als Unternehmen hat sich Microsoft dem Ziel verschrieben, die Inklusion von Mitarbeiter*innen und Spieler*innen in allen Bereichen des Gaming zu fördern. Microsoft ist davon überzeugt, dass kreativer Erfolg und Eigenständigkeit nur möglich sind, wenn jede einzelne Person mit Würde und Respekt behandelt wird. Diese Verpflichtung gilt für alle Teams und Führungskräfte. Diese Kultur der proaktiven Inklusion wird auch auf die Teams von Activision Blizzard ausgeweitet.“
Microsoft in einer Pressemitteilung zur Übernahme
Wie genau dies konkret aussehen soll, lässt Microsoft hier offen. Auch was mit der in Kritik geratenen Führung von Activision/Blizzard langfristig passieren wird und ob Microsoft sie für eigenes Fehlverhalten oder das Dulden von Missständen zur Rechenschaft ziehen wird, ist noch nicht geklärt.
Zeitraum für den Abschluss des Kaufs und was ihn verhindern könnte
Nach Plan wollen Microsoft und Activision/Blizzard die Übernahme im Fiskaljahr 2023, also im Zeitraum zwischen Juli 2022 und Juni 2023, abschließen. Bis dahin bliebe der Publisher eigenständig. Sicher ist der Abschluss dieses Kaufs indes noch nicht. Zwar sind sich Activision/Blizzard und Microsoft offenbar einig, dass Microsoft den Spieleriesen übernehmen soll, aber die Kartellämter in den USA und wahrscheinlich noch anderer Länder haben da noch ein Wörtchen mitzureden. Industriebeobachter und Journalisten wie Jason Schreier sehen ernsthaftes Konfliktpotenzial zwischen den US-Behörden und Microsoft, was diese Übernahme angeht. Sollte der Deal scheitern, müsste Microsoft laut Brancheninsider Daniel Ahmad eine Strafsumme an 3 Milliarden US-Dollar an Activision/Blizzard zahlen.